Mittwoch, 21. September 2011

Harriet, Hasi und die Zahlen des Teufels

Wir waren jung, als wir uns kennenlernten. Wenig Erfahrung, viele Sehnsüchte, sexuell zwei hungrige Fragezeichen.“

Seit „Ilsebill salzte nach“ hat man wohl keinen so schönen Einstieg mehr gelesen. Schon nach diesen 2 Sätzen ist klar: auch diesmal wird die Welt wieder lernen, warum Frauen immer eine Spur raffinierter sind. Zwei hungrige Fragezeichen sind es also, um die es diesmal geht. Eines davon ist Harriet, mittlerweile 39 Jahre alt. Der Kerl bleibt mal wieder namenlos, natürlich, denn die Frau im Trend ist emanzipiert, ein kochendes Ausrufezeichen sozusagen, wen kümmert da der Kerl, das ständig kotzende Komma. Harriet und ihr Satzzeichen lernten sich also recht jung kennen und lieben, sie erkunden die „süße, verbotene Welt der Lust“.

...was ich mich an dieser Stelle schon immer frage: Wer hat denn da mal was verboten? Etwa Ihmchen, ER, der Big Boss höchstpersönlich? Steht denn irgendwo in der Bibel

„Du sollst nicht die süße Welt der Lust entdecken, denn sie ist verboten – und zwar durch mich. Ich habe sie verboten, und zwar nur weil ich dich liebe. Weil ich immer bei dir bin und dich so sehr liebe, habe ich dir alles verboten, was dir irgendwie Freude machen könnte. Und du sollst im Fegefeuer unendliche Qualen erleiden und auf alle Ewigkeit auf kleiner Flamme schmoren, wenn du eines meiner 80.000 Verbote missachtest! Also sei fromm, danke mir jeden Tag für meine Güte. Danke mir dafür, dass ich dich mit allem versorge, was du zum Leben brauchst. Sei dankbar für die Luft, für das Wasser, für den Lehm und erst recht für das krumme Stück Holz, welches ich dir schenkte, um dich daran zu erfreuen, damit zu trommeln, darauf herumzukauen und es sich als Ministrant vom Herrn Pastor in den Po schieben zu lassen, auf das es dem eine Freude ist. So sei es.“ Nu pagadi. Oder so.

Jedenfalls: selbst wenn es irgendwo steht, die moderne, selbstbestimmte Frau wird sich doch wohl nicht vom alten Testament vorschreiben lassen, wann sie mit wem die sexuelle Interpunktion durchgeht! Genau! Harriet interessiert das jedenfalls einen feuchten Kehricht. Sie und ihr Freund, sie “wollten unsere eigenen Regeln, unsere eigenen Antworten”. Auf welche Fragen, das sagt sie an dieser Stelle nicht, aber ich nehme mal an, dass auch die verboten sind. Und wie sich sich so gegenseitig allerhand beantworten, machen sie auch schnell eine Entdeckung hinsichtlich ihrer Lieblingsstellung: “Wie erstaunt wir waren, als wir herausfanden, dass die Position in der wir uns intimste Küsse und Zungenspiele schenkten 69 genannt wurde.” Ja, wem fiel da nicht schon vor Erstaunen das Kamasutra aus der Hand. 69!! AUGERECHNET 69! Ich seh's direkt vor mir:

Harriet: “Hase, pass auf! Setz dich hin! Das glaubst du nicht!”

Hase: “Was denn nur?”

Harriet: “Diese eine Stellung, UNSERE Stellung, wo du so unten...und ich so oben...und das auch noch verkehrt rum “

Hase: “Ja!? Was ist damit!? Nun spann' mich doch nicht so auf die Folter!”

Harriet: “Die heißt 69!”

Hase: “NEIN!!!”

Harriet: “DOCH! Wenn ich's doch sag!”

Hase: “Ich bin total erstaunt!”

Harriet: “Ich war auch total erstaunt!”

Hase: “Sachen gibt's! Mensch, Mensch, Mensch.”

Harriet: “Aber echt.”

So. Nachdem die Beiden sich irgendwann mal wieder eingekriegt haben, geht's weiter im Text, bzw. eher in der Rechnung. Denn Harriet offenbart, dass die 69 bei ihnen immer 3 hieß – “weil es die dritte Stellung war, in der wir uns geliebt hatten.” Klingt logisch. Jedenfalls für Buchhalter. Da wird alles immer schön aufgeschrieben! Und dann genügt schon ein “Komm, lass uns die 3 machen!”, schon platzt der Dutt platzt und der Ärmelschoner fliegt in die die Ecke. Mir persönlich is die 3 eher in anderem Kontext vertraut, wenn es nämlich an der Autobahntanke heißt: “Einmal die 3 unn dazu noch ne Wuast.”

Nunja, hier ist das anders, denn die Zwei interpretieren die 3 “...aufgeregt und neugierig. Und mit allen Accessoires, derer wir habhaft werden konnten. Sahne, Eis, kitzelnde Federn...” Wir lernen: Harriet und Hasi hatten also neben einem Notizblock auch noch eine Dose Lidl Sprühsahne, eine Packung Bussy Schleck und lebendiges Nutzgeflügel auf dem Nachttisch. Sachen, die man eben dabei haben sollte, wenn man in den Nahkampf geht. 

Ich mein, jeder kennt das doch: Man liegt da so, quasi auf Halbdrei, die Laken zerwühlt, is am Machen und am Tun, hat plötzlich die kolossale Idee, da doch nun auch mal etwas zu kitzeln, tastet suchend mit einer Hand das Nachttischchen ab und denkt, verdammt, wo ist schon wieder Huhn! Tja, das kann passieren – aber nicht Harriet und Hasi. Die sind längst reine Beischlafprofis, da passt alles, da kneift und fehlt nix. “Nach und nach ergänzte ich die Liste unserer Spiele und Stellungen um mehr erregende Ziffern: Unter der 77 etwa verstanden wir nicht etwa Lotto mit sechs Richtigen (*kicher* Anm.d.Red), sondern langsamen, tiefen Sex von hinten. Direkt nach dem Aufwachen.” Ich erkenne ein Prinzip: langsamer, tiefer Sex von hinten, direkt vor dem Mittagessen ist sicher die 78, vor der Tagesschau die 79 und nach dem ersten nächtlichen Pipimachen die 80. Is wie bei Serienkillern, man muss nur das Muster erkennen, dann sind so leicht auszurechnen. Ha! Oh! Harriet wird konkret! Sie erklärt, wie es zur 77 kam. Wollnwe doch mal sehn, ob ich richtig liege.

“Es war ein schwüler Sommertag, an dem es schon morgens zu warm war, um sich schnell zu bewegen.” Sommer hin oder her, morgens ist es vor allem immer ZU FRÜH, um sich schnell zu bewegen. Aber hier werden wir geschmäcklerisch. Zurück zum Tathergang: “Er lag hinter mir, auf der Seite. Sachte hob er mein oberes Bein hoch, ich schob das untere instinktiv nach hinten zwischen seine Schenkel”. Wa? Oberes Bein hoch, sie das untere zwischen seine Schenkel. Kippt sie dann nicht um? Moment, ich muss mal kurz die Frau um Mithilfe bitten, das muss nachgeturnt werden...

...das ging relativ schnell, sie sagt, ich soll sie mit diesem Quatsch in Ruhe lassen, sonst nimmt sie mir die Zeitschrift weg. Okay, dann müssen wir Harriet glauben, aber ich tue es nicht. Sie sagt, es geht. Bitte. Ich sage, sie kippt um. Aussage gegen physikalisches Grundwissen.

Aber wir sind ja auch noch nicht fertig “...ich streckte meinen Oberkörper nach vorn, damit er tiefer in mich eindringen konnte, er schmiegte seine Brust an meinen Rücken.” Jaja, und sicher alles total geschmeidig und ohne einen Wackler. Harriet, dein Perfektionismus kotzt mich an! Nun kommt sie zum Punkt: “Von Oben mussten wir aussehen wie zwei Siebenen, die hintereinander liegen.” Bestimmt. IHR SEHT AUS WIE ZWEI NULLEN, DIE ZU DOOF ZUM VÖGELN SIND! 

Herrijee, muss man sich immer so aufregen. Ich möchte bezweifeln, dass diese Stellung aus irgendeiner Perspektive aussieht wie zwei hintereinanderliegende Siebenen, nich von Links, nich von mittig, nicht von schräg Unten und auch nicht von der verdammten ISS aus. Als wäre das alles nicht schon absurd genug, setzt Harriet noch eins drauf, denn sie unterstreicht die 77haftigkeit dieser Stellung folgendermaßen “... – vor allem, wenn ich durch meine Schenkel nach hinten fasste und begann, seine Juwelen zu liebkosen!”

Durch die Schenkel nach hinten. Juwelen liebkosen. Schluss, aus, ich kann nicht mehr. Die Frau macht mich fertig. Mal ganz davon ab, dass ich gar nicht so dringend etwas über Hasis Juwelen erfahren wollte, frage ich mich vor allem: Inwiefern trägt dieser Vorgang zur 77-Bildung bei? Und wie soll denn das überhaupt aussehen alles? Ihre Unterleibe bilden sozusagen den Standfuß der Siebenen, ihre Oberkörper, ganz entspannt im rechten Winkel gebeugt, das Dach quasi, und Harriets Hand an Hasis Bällchen sind die beiden Mittelstriche oder was? Na viel Spaß auch! Es ist ein Wahnsinn alles.
Harriet und Hasi, Stellung 16 (sehen von Oben aus wie eine 16, sieht man grad nicht)

Zum Glück kommt sie langsam zum Ende. “Manchmal flirte ich mit meinem Mann, indem ich ihm in den unpassensten Situationen eine unserer Liebeszahlen zuflüstere.” Die ganze Frau scheint mir schon seit einiger Zeit total unpassend. Aber Hasi freut sich sicher, wenn ihm Harriet in der 85. Minute des Champions League Finals ein “24, du Sau...” zuflüstert. Oder wenn er mit schwer Magen-Darm kaltschweißig im Bett vor sich hin suppt.

Harriet: “Hase...56!”

Hase: “Borrrrrr, neee...”

Harriet: “Was?! 56 sachte ich!”

Hase: “Mensch, ich kann nicht! Ich hab Krämpfe! Ich renn alle 20 Minuten zum Topf und komm kaum runter. Du machst dir ja keine Vorstellung, was da los ist! Ich hab das Licht gesehn!”

Harriet: “Na toll! Du bist so ein langweiliger Spießer geworden! Das bisschen Bauchweh hat uns früher nie gestört! Da haben wir einfach die 34 gemacht und gut war's!”

Hase: “Harriet! Ich bin krank! Ich hab Schmerzen! Ich werde heute sicher keinen Sex haben. UND LASS BITTE ENDLICH MEINE JUWELEN LOS!”

Die 18 heißt bei Harriet natürlich, dass sie Lust auf einen erotischen Film hat, und die 110 “Ich will dich jetzt und hier”. Da hat sie ihren Hasen aber richtig gut abgerichtet. Meine Güte, der hat's echt nicht leicht. Diese Dressur schlägt sich doch sicher auch im Alltag nieder. Sobald der auch nur irgendwo eine Zahl hört, macht seine Blume doch Männchen! Kaum erklingt im Supermarkt das vertraute “Die 34 zur Kasse 8, 34 zur 8 bitte!” macht der sich doch untenrum frei! Beim Arbeitsamt ist er ständig am Aufspringen und beim Basketball dauernd am Jubeln, egal für wen. Es steht schlecht um ihn, Harriet hat ihn mit ihrer teuflischen Sex-Numerologie fest im Griff. Armes Hasi.

...die Frau ruft grad, es wäre spät, ich solle zu Bett kommen. Sonst könnte ich mir die 82 abschminken. Gott, ich hoffe, sie meint nicht das Thai Curry mit Bambus und Tofu vom Aroy-D um die Ecke! Das is total scharf!

4 Kommentare:

  1. Ich will jetzt nicht harietmäßig perfektionistisch rüberkommen, aber die 77 wird auf der Seite liegend durchgeführt. Mit umfallen is also nix...

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  2. Wirkst Du überhaupt nicht! Ich schrub "umkippen". Wenn man auf der Seite liegt, kann man sehr wohl umkippen. Zum Beispiel auf den Bauch. Gerade, wenn irgendein Hasi dein oberes Bein hoch hebt und du das untere nach Hinten schiebst. Dann is aber Essig mit der 77.

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  3. Achso! Nach vorne umkippen. Mit dem Gesicht ins Kissen. Vielleicht hatte Hasi da seine Chance gesehen, aber Hariet hat gedacht "Oh geil. 77.) und einfach über den Mordversuch drübergevögelt. Quasi.

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  4. Womöglich war das Hasis eigentliches Ziel, ja! Und wer könnte es ihm verdenken.

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