Freitag, 3. Februar 2012

Sylvia, der Suff und die Sehschwäche

Die letzwöchige Ausgabe der Frau im Trend (5/2012) hielt zu meinem Bedauern keine vor Erotik knisternde Geschichte bereit. Das Highlight war eigentlich die Reportage um Sylvia O.




Ja. Sylvia O. hat abgenommen. So wie in jeder Ausgabe eine Frau bereits auf der Titelseite 50 Pfund abnimmt. Mindestens. Natürlich gelingt das immer spielend, und alle können genauso weiterfressen, wie vorher. So sah Sylvia übrigens mit Kampfgewicht aus. Und mit Nachnamen.




Sylvia war schon immer dick, so schreibt sie. "Dickes Kind, dicker Teenager und jetzt auch noch eine dicke Oma." Ich tippe auf schwere Knochen. Tragisch. Etliche erfolglose Diätversuche hatte sie schon hinter sich gebracht, als ihr "praktisch der Zufall zur Hilfe kam". Wegen einer Schilddrüsen-OP (Aha! Doch nicht die Knochen, die Hormone waren Schuld!) lag sie im Krankhaus. "Da hörte ich, wie sich zwei Frauen unterhielten, und spitzte die Ohren, als folgender Satz fiel: Ich habe so zugelegt und muss unbedingt wieder zu den Weight Watchers." 69 Jahre alt und noch nie von Weight Watchers gehört. Nunja, wer sein ganzes Leben mit dem Kopf in einem Fass Butter steckt, dem bleiben eben wesentliche Dinge verborgen. Aber nun endlich wusste Sylvia Bescheid, und machte sich auch direkt an die Arbeit. Schon drei Tage nach ihrer Entlassung saß sie "in der Gruppe" und wurde "in die Geheimnisse der Ernährungsumstellung eingeweiht." Hätte sie sich mal bei mir gemeldet, das Geheimnis hätte ich ihr kostenlos verraten: FRISS HALT NICH SO VIEL SCHEISSE! Naja, sie hat sich für die WeightWatchers entschieden. Und siehe da, sie hat seither sage und schreibe 62 Pfund verloren!! Das ist sie jetzt mit 76 Kilo:




Na prima. Die Kilo sind runter, aber jetzt sieht sie aus wie ein alter Ledersattel mit Augen. Oder eher wie eine giftige Schildkröte, ich kann mich nicht recht entscheiden. Beides nicht gut. Aber wichtig ist ja, was in ihr geschah, speziell in ihrem Kopf: "...wurde mir zum ersten Mal vor Augen geführt, wie ich zu meinen Kilos gekommen war. Denn wenn mich der Heißhunger überfiel - und das war früher oft der Fall - waren Butterbrote mit Käse oder Wurst an der Tagesordnung. Anschließend wurde richtige gekocht und ordentlich gegessen. Am Abend ließ ich mir gern  mal ein, zwei Gläser Wein schmecken und hatte beim Zubettgehen stets im Kopf: Na, so viel war das ja auch alles nicht. Davon kann man doch nicht dick werden." Nein. Auf gar keinen Fall. Davon doch nicht. Ich mein, da muss man schon deutlich mehr verdrücken. ...ohgottohgottohgott, Sylvia war eindeutig fresssüchtig. Und damit nicht genug, auch der Alkohol hatte sie fest im Griff. Jeder erfahrene Trinker weiß, dass die Formulierung "gern mal ein, zwei Gläser Wein" der Code für 1 Flasche pro Abend ist. Prost Mahlzeit. Hier ist sie noch mal, die Sylvia:






Dieses aufgesetzte Lachen, das Glas Wodka O und das alte Sakko von Gottlieb Wendehals verraten es: Sylvia ist noch weit davon entfernt, ein normales Leben zu führen. Sicher, sie ist nun schlanker. Aber ein Alkoholproblem lässt sich nicht einfach weghungern, meine Liebe! Der nächste Absturz lauert schon - und damit auch die nächste Fressattacke. Und siehste, da hamwes auch schon:





Sylvia präsentiert stolz ihr neues Leibgericht: Biskuit-Kuchen. Seit jeher ein Schlankmacher, weiß man ja. Ich wette, sie mogelt sich da immer noch schön 'ne Flasche Eierlikör mit rein. Gott, das ist ja wie am Bahnhof ZOO! Man kann direkt zuschauen, wie ein Mensch abrutscht. Ich wünsch dir alles Gute, Sylvia!! ...entschuldigt mich, ich muss kurz weinen...

...so, geht wieder. Der Vollständigkeit halber: In meiner Lieblingsrubrik Warum Frauen immer eine Spur raffinierter sind drehte es sich lediglich um Fillippa (38), die irgendwas mit den Augen hatte. Bzw. eher ihr Mann, denn sobald sie ihre Brille abnahm, wurde der spitz wie ein Apachenpfeil. Entweder also handelte es sich bei ihrem Seheisen um ein eher günstiges Modell, mit dem sie aussah wie ein kranker Frosch, was ihren Gatten verständlicherweise eher abtörnte. Oder der Gute wurde dereinst per Hypnose darauf gepolt, Frauen anzuspringen, sobald diese das Nasenfahrrad lupften. Auf beide Theorien wird in der Story leider nicht weiter eingegangen. Die Beiden fummelten nur beim Neujahrsessen seines Chefs unterm Tisch. Öde. Einzig folgender Absatz machte mich hellhörig:
"Während ich die Gastgeberin nach dem Rezept der Sauce béarnaise fragte, dirigierte ich Jörgs Hand, unter dem Tisch verborgen, höher – unter den Kleidsaum. Dort empfing ihn ein rasiertes Nichts." Ein rasiertes Nichts? Man ahnt ja, was die Autorin sagen will, aber man muss nicht Sartre oder Hawkins heißen um zu wissen, dass man Nichts nicht rasieren kann. Ich mein, wie soll man das Nichts denn einschäumen? Man sieht's ja nicht, geschweige denn, dass der Schaum dran klebt. Nichts hält mehr, masagn. Wenn man drüber nachdenkt, wird man wahnsinnig. Also hör ich lieber auf. War ohnehin alles ganz schön aufwühlend. Ich brauch erstmal nen Eierlikör.

3 Kommentare:

  1. die Lachtränen laufen mir die Wangen herunter, 'TENA Lady' hat 'ne neue Kundin und der Kollege gegenüber wundert sich, warum ich so'n hochroten Kopf hab und so kieksende Geräusche von mir gebe...

    Großartig! *applausapplausapplaus*

    Liebe Grüße aus Wien...

    AntwortenLöschen
  2. Vielen Dank für den Applaus!! Da freu ich mich doch!

    AntwortenLöschen