Donnerstag, 7. April 2011

Die Frau, die Frucht und ich


Es gibt da ein paar Fragen, die mich schon seit vielen Jahren beschäftigen: Wie gelangte wohl das Leben auf unseren Planeten? Werden wir jemals durch die Zeit reisen? Und was zum Teufel haben Frauen nur immer mit diesen Avocado? Avocado, das sind diese grünen, klumpigen, leicht genoppten Kernfrüchte, bei deren Anblick Männer üblicherweise denken: „Och.“ Bestenfalls denken sie im Anschluss noch „Ich weiß nicht was es ist, aber ich könnt’s sicher ziemlich weit werfen.“ Frauen hingegen geraten beim Anblick dieser Schrumpelfrucht in eine Art kulinarische Ekstase und denken etwa so in Richtung „Ich bin modern, ich esse gesund ich, ich liebe mein Leben – wohlan, gebt mir diese Frucht!“. Nun, diese Begeisterung muss man nicht verstehen, aber wohl tolerieren. Also wird das grüne Ding gekauft und erhält in der heimischen Küche einen Platz, wo es sich durch Form und Farbe wirkungsvoll hervortun kann, beispielsweise neben gelben Bananen und roten Äpfeln. Dort liegt es dann. Lange. Und dann wirft man es weg. Ehrlich, ich habe noch nie erlebt, dass eine Avocado mehr als einen dekorativen Zweck erfüllt. Schon gar keinen nahrhaften. Was vor allem daran liegt, dass eine Avocado nur zwei Reifezustände kennt. Der erste ist unreif und vermutlich giftig. Der zweite ist schlecht. Dazwischen gibt es nichts. Meint man. Frauen haben da jedoch eine besondere Gabe: sie erwischen genau die 30 Sekunden des Übergangs von giftig zu faulig. Wahrscheinlich hören sie vorher tagelang in die Frucht hinein, baden sie, sprechen mit ihr und fühlen ihren Puls. Jedenfalls brechen sie das Gemüse dann behände aus und fertigen aus ihr eine Creme. Wohl nach altem indianischen Rezept, ich weiß es nicht. Diese Creme ist dann auf Partys immer die, von der am meisten übrig bleibt. Alles eigentlich. Niemand rührt die grünlich fluoreszierende Paste an, noch nicht mal die Köchin selbst. Nein, sie legt am nächsten Morgen liebevoll eine Folie über ihr Werk und stellt es in den Kühlschrank. Dort fristet die Avocado dann ihrer Existenz in der Zwischenwelt: lang nicht mehr lebendig, aber auch noch nicht ganz tot. Avocadocreme – der Zombie unter den Dips. Jedenfalls schmeißt man den Mist nach 3-4 Wochen weg. Und trotz des trostlosen Daseins und Abgangs ist die untote Frucht auch beim nächsten Einkauf wieder fester Bestandteil des Warenkorbes. Nun schien jüngst der Augenblick gekommen. Wie aus dem Nichts sprang die Dame meines Herzens empor und äußerte den Wunsch, sich zum Abendessen eine Avocado zuzubereiten. Ich traute meinen Ohren nicht! Sollte es tatsächlich so weit sein? Mich überkam ein Gefühl von Neugier und Furcht. Sollte ich tatsächlich Zeuge eines Zubereitungsrituals werden?! Doch nein. Aus der Küche erklang der Ruf.  „Ach schade, geht nicht. Wir haben kein Mascarpone.“ ...Mascarpone. WTF!?!?

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