Die letzten zwei Stunden verbrachte ich mit dem Ringen um Schlaf. Prinzipiell war ich bereit, ich verspürte eine gewisse Müdigkeit, es gab ein Bett und spät genug war es eh. Allerdings wollte das mit dem Einschlafen nicht so recht gelingen. Also tat ich, was man so tut: ich wälzte mich von Links auf Rechts und wieder zurück. Und wieder auf Rechts und dann Links. Und so fort. Und während ich wälzte, dachte ich bei mir „Das ist das Gedankenkarussell, Stefan. Du musst es durchbrechen.“ Gut erkannt! Problem, Lösung, so bin ich. Und da man ja in so einem Gedankenkarussell all das Zeug mit sich führt, was einen schon tagsüber nicht loslässt, da dachte ich, ich denk doch einfach mal an etwas Neues, um das Karussell auszubremsen. Mir fiel ein, dass ich in diesem Frühjahr ja eigentlich auf dem Balkon einen kleinen Kräutergarten anlegen wollte. Diesmal wirklich! Also begann ich völlig unverkrampft zu überlegen, welche Kräuter ich wohl ganz gern hätte. Petersilie, klar, ein Muss. Rosmarin, immer! Basilikum, Oregano, Minze – lecki schmecki! Und während ich so gedanklich das Kräuterlexikon durchgehe, merke ich, dass das Karussell langsamer wird und ich auf dem besten Wege bin, in Bälde einzuschlummern. Ich war quasi auf der Zielgraden, an deren Ende mich Morpheus mit geöffneten Armen erwartete, um mich für ein paar Stunde in sein Reich zu entführen. Dass ich nun hier mit einer Tasse „Schlaf-gut-Tee“ im Anschlag auf der Couch sitze und schreibe beweist allerdings, dass ich kurz vor dem Ziel dann doch noch ins Straucheln gekommen bin. Der Grund ist recht simpel: nachdem ich mich mit mir selbst auf ein paar Kräuter geeinigt hatte, schoss mir in den Kopf: „Ich muss morgen Samen und Erde kaufen!“ Oh Gott. Jeder weiß, dass ein Gedanke, der mit „Du musst“ beginnt auf ein langsam austrudelndes Gedankenkarussell genauso wirkt wie der rote Knopf auf K.I.T.T. Zack! Schon saß ich rechtwinklig im Mondschein wie Bela Lugosi im Holzsarg. Doch anstatt nun der friedlich schlummernden Dame mein Fangzähne in den zarten Hals zu schlagen, entschied ich mich zum Rückzug aus dem Schlafgemach. Tschüss, Morpheus. Ich schau nachher nochmal vorbei.
Nun sitz ich also hier und muss mich doch nun endlich mal auch hochoffiziell über die Fehlentscheidung der Woche aufregen: Sat1 setzt Harald Schmidt ab. Nicht dass ich von diesem Ficksender jemals großartig was erwarten würde, aber so ein bisschen, so ein klitze-klitze-kleines bisschen Verstand hätte ich da schon vermutet. Dass Gottschalk im Ersten weiter senden darf, während Schmidt bei Sat1 rausfliegt, sagt wohl so ziemlich alles über den jeweiligen Sender, wenn nicht gar generell über öffentlich-rechtliches und privates Fernsehen in unserem schönen Land. Da haben wir auf der einen Seite einen Typen, der sich ausschließlich um sich selbst dreht, dessen Karrierehöhepunkt mit „Zwei Nasen tanken Super“ knapp 30 Jahre zurückliegt und der seitdem vor allem durch Humor-, Stil- und Belanglosigkeit auffällt. Auf der anderen Seite einen der unbestritten besten deutschen Kabarettisten, Kolumnisten und Entertainer, dessen souveräner, intelligenter und reflektierter Umgang mit Themen und Gesprächspartnern vergeblich seinesgleichen sucht. Dem Einen wird seit 2 Jahrzehnten der buntbehoste Arsch nachgetragen, der Andere findet keinen Sender, der begreift, dass man einen wie ihn nicht an Quoten misst. Wie las ich gestern irgendwo so schön: Einen Schmidt muss man sich leisten können. Bin mal gespannt, wo's nu hingeht. Bleibt ja eigentlich nur noch ZDFneo. Hauptsache auf Sendung. Damit so was wie am Donnerstag auch weiterhin passiert: Oli Dittrich war mal wieder zu Gast und mal wieder flogen Herrenwitze, Wortspiele und Albernheiten durchs Programm, dass es nur so eine Freude war. „Pinocchio war gestern beim Holznasen-Ohren-Arzt.“, hab ich direkt ins Herz geschlossen. Genau so wie: „Was sagt ein Rastafari, der nicht kifft zu einem Rastafari, der ständig kifft? Mach mal die Scheißmusik aus!“ Hehe...erzähl ich mir schon den ganzen Tag selbst. Is zwar zu bezweifeln, dass ich jetzt derart kichernd in den Schlaf finde, aber ich probier das mal. Morpheus, alte Hupe, ich komme!
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