Iiiiiiich war gestern zum ersten Mal in meinem Leben beim Osteopaten. Bei einer Osteopatin, um genau zu sein, denn das soll man ja. Osteopaten unterscheiden sich übrigens ganz wesentlich von Chiropraktikern, vor allem in der Aussprache. Doch vermutlich auch darüber hinaus. Sei's drum.
Es war nun nicht so, als hätte ich ein großartiges Leiden vorzuweisen, mal abgesehen von jenem unstillbarem Durst, der mich schon seit vielen Jahren plagt. Aber nachdem ich die Herzdame vor einigen Wochen eben zu einer Osteopathie-Sitzung begleiten und im Anschluss Zeuge ihre Wiederauferstehung werden durfte, da dachte ich mir: das probierst du auch mal.
Es ja so: unser Körper ist ja ein ziemlich gut durchdachtes Dingen. Da greift doch Einiges ineinander, nichts funktioniert nur so für sich, alles hat mit allem zu tun. Klar, is ja sogar bei 'ner doofen Maschine schon so: wenn da irgendwo links oben ein Zahnrad 'ne Macke hat, läuft's rechts unten auch nicht mehr rund. Warum sollte das denn beim Menschen anders sein? Weil er nicht aus Zahnrädern besteht, wird nun vermutlich jemand schlaumeiern. Streber.
Jedenfalls, wo war ich...achja, die Frau, also meine, wusste nach ihrer Sitzung unheimlich interessante Sachen zu berichten, und nicht nur sie, auch ein Freund hatte ähnlich faszinierende Erfahrungen mit der Osteopathie gemacht. Das will ich auch, das probierst du mal, dachte ich. Schon wieder.
Ich betrat also das muckelige Behandlungszimmer einer Praxis in Sprockhövel, einem kleinen Örtchen, welches so im Dunstkreis von Wuppertal liegt, was man aber zum Glück nicht merkt. Wie angewiesen machte mich frei bis auf Unterbuxe und Socken und nahm zunächst auf der Pritsche Platz. Die Heilerin, wie ich sie jetzt mal nenne, trat hinter mich und sah sich meinen Rücken an. Alsbald erklang ein nüchternes „Ahhhhja“. Hm. Nicht gut, dachte ich. „Mal nen schweren Auffahrunfall gehabt?“ Bitte? „Nein. Also nicht so schwer. Son bisschen angeditscht mal.“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Mal was mit den Nieren gehabt?“ „Ömm...nein. Eigentlich auch nich.“ „Ahja, ahja...“, murmelt es hinter mir. Und weiter: „Rücken mal grade machen bitte.“ Ich machte den Rücken grade. Dachte ich zumindest. „Das ist alles?“, fragte die Heilerin. „Ämmm...ja?! Nicht grade?“, fragte ich verunsichert zurück. „Nicht so richtig.“, war die Antwort. Sie begann an meiner Wirbelsäule entlang herumzutasten. Und am Rücken und den Schultern und überhaupt. „Ja...also hier oben schaut schon mal eine Rippe raus.“ Watt?! „Schläft die rechte Hand manchmal ein?“ „Ja, kribbelt manchmal son büschn.“, sagte ich. Tat es tatsächlich. Wär's die linke gewesen, hätte ich mich schon lange mit Verdacht auf Herzinfarkt selbst eingewiesen. Aber die rechte, das konnte nur das PS3-Syndrom sein. Beim FIFA zocken neige ich nämlich zum Verkrampfen am Controller. Da kann man sich schon mal nen Nerv einklemmen. Während ich noch so vor mich hin sinne, bittet mich die Gute, mich rücklings auf die Bank zu legen. „Ach, da haben wir's ja: ein Narbe.“, meint sie fast fröhlich, „Blinddarm?“ „Leistenbruch.“, sage ich. Und dann beginnt sie, rund um die Narbe herum zu tasten. An dieser Stelle muss ich betonen, dass diese Narbe kaum sichtbar und demzufolge wunderschön ist. „Eine kosmetische Narbe. Da hat sich aber jemand viel Mühe gegeben.“ „Danke“, sage ich, als hätte ich mich seinerzeit selbst zugenäht.
„Also...es ist Folgendes...“, kündigt sie an, während sie nun von meiner rechten Schulter bis hinunter zum rechten Fuß alles mal abtastet. „Diese Narbe zieht ihren Dickdarm nach unten. Das Narbengewebe hat innen sozusagen am Dickdarm angedockt. Sehen sie...ich kann den Dickdarm nach unten bewegen, nach oben aber nicht, da ist er fest. Das sollte er nicht sein.“ In der Tat, das ließ sich fühlen. „Die Narbe zieht ihre rechte Seite runter, deshalb auch die Rippe da oben.“ Kuck an, dachte ich! Doch das war noch nicht alles. „Ihr Becken...“ „Ja?“, fragte ich ängstlich. „Ihr Becken ist ...soundso...und hier...und deswegen...keine großen Schritte...alles schief...ihre Wirbelsäule...schief...Beckenboden sollte so, macht aber so...Halswirbel muss...die Meniskus-Sehne ist eingeklemmt...ihre Füße leicht verdreht, auf beiden Seiten...und das liegt alles an der Narbe.“ Unfassbar! Diese kleine Narbe hatte also dafür gesorgt, dass mein ganzes Chassi verzogen war. Und zwar von rechts oben bis links unten. „Kriegen wir alles hin!“, hörte ich noch – und dann ging's auch schon los. Knick! „Das war der Meniskus.“ Knupp! „Das war das Fußgelenk. Und jetzt renken wir mal das Becken wieder ein.“ Achwas! Ich legte die Beine über Kreuz, verschränkte die Hände hinter meinem Hals, dreht mich auf die Seite, wie sie's mir auftrug. Nun wollte sie mich nach eigener Aussage zunächst „zusammen falten“. Das tat sie. Ruckzuck war ich in der Mitte geknifft. Dann stieg sie mit einem Bein durch meine Armbeuge, nahm meine linke Schulter und schob sie unter mein rechtes Knie. Meinen rechten Fuß drückte sie unter ihr Kinn, meinen linken Ellenbogen an mein Steißbein und meinen Kopf klemmte sie unter das Fensterbrett. Dann zog sie eine kleine Trommel aus der Schublade, setzte sich einen Zylinder auf, hob mich an und ließ mich aus 2 Metern Höhe fallen. KRAXXKNOPP! machte es an meiner linken Beckenseite. Ich wollte schreien, wusste aber nicht warum. Also ließ ich's bleiben. Es tat ja auch nicht weh, man weiß gar nicht...das sind Gefühle, wo man schwer beschrieben kann. Es klang deutlich unangenehmer, als es tatsächlich war. Zur Feier des Tages warf sie mich noch mal genau so auf die andere Seite. Nur ohne trommeln. Nun war mein Becken grade. „Nun ist ihr Becken grade“, bestätigte die Ringer...äh, Heilerin. „Wie lange war ich denn schon so schief?“, flüstere ich leicht erschöpft. „Mhh...nunja...das wird so 2 Jahre nach der OP angefangen haben.“ WIE BITTE? Die hatte ich mit 7! Das heißt, ich bin seit ca. 30 Jahren krumm und bucklig und im Grunde ein verzogenes Kind? Unfassbar. Sie erzählte mir noch mal ausführlich, wie das alles zusammenhängt, ich lauschte wissbegierig. Nebenher brach sie mir mein Sprunggelenk. Dachte ich zuerst. In Wahrheit brachte sie es wieder in Originalstellung. Knopp! machte es ziemlich plötzlich.
Dann waren noch Rückenwirbel zu richten. Der eine wollte nicht im Sitzen, also rollte sie mich zusammen wie ein Strandhandtuch, legte mich über ihre Knie, holte mit der Handkante aus und Knack! war der Wirbel gezähmt. Im Gegensatz zu einem handelsüblichen Arztbesuch, hat man bei der Osteopathie das unmittelbare Ergebnis: hört man beim 0815-Hausarzt hauptsächlich die Kasse der Pharmaindustrie klingeln, son isses beim Osteopaten das eigene Gebälk, dass wohlig knirscht. Sozusagen. „Einmal auf den Bauch legen bitte. Jetzt kommen die Halswirbel.“ Ich legte mich also auf den Bauch, den Kopf seitwärts gedreht. Sie nahm meinen Schädel an Kinn und Stirn zwischen ihre Hände und begann ihn zu drehen: „Sehen sie...hier geht’s nicht mehr weiter...nach oben ist dann da Schluss...und links da“ und während sie das erzählt und meinen Kopf in Stellung bringt, da denke ich: Ich ahne ja, was sie vorhaben, gute Frau, aber das kann unmöglich KRAAACK! Schon war mein Kopf einmal um die eigene Achse gedreht. Mein Gesicht war kurz hinten, ich bin sicher. Nun folgte die andere Seite. Wieder justierte sie meinen Hasenschädel, als mir plötzlich folgender Gedanke ins Hirn schoss: Wenn die will, kann sie mich jetzt töten. Und vermutlich gälte das noch als Arbeitsunfall. Doch bevor ich dem Gedanken weiter nachhängen konnte, macht es erneut KRAAACK! Ich seh kurz nach, ob ich Flügel hatte. Hab' ich nicht, ich bin am Leben. Juhu! Nachdem nun das Gerüst einigermaßen geordnet war, fühlt sie mal alle Organe ab. Ums Herz herum spürt sie etwas Stress, meine Leber steht mir ganz famos, und meinen narbenfixierten Dickdarm drückt sie die kommenden 15 Minuten wieder an die rechte Stelle. Dann stellt sie sich noch hinter mich und stemmt ihre Hände auf meine Brust. Fest. Fester! Noch fester! Sie setzt sich auf mich. Sie ruft nach der Sprechstundenhilfe, die eine Waschmaschine in den Raum zerrt. Gemeinsam heben sie diese auf meine Brust. Sie nehmen einen Stuhl und stellen ihn auf die Maschine. Die Sprechstundenhilfe klettert auf den Stuhl, die Heilerin reicht ihr noch einen Blumenkübel von der Fensterbank und stellt auf Schleudern bei 1250 Umdrehungen. Als ich wieder zu mir komme sind meine Brustwirbel easy am Chillen. „So, fertig! Das sieht doch wieder blendend aus.“, frohlockt die Heilerin. Und auch ich bin fröhlich. Klar, wenn man mal so grundsätzlich genullt wird, das is schon was Feines. „Wann soll ich wiederkommen?“, frage ich vorfreudig. „Schau'n sie doch im Herbst mal wieder vorbei.“ Im Herbst erst?! Mist. Ich glaub, ich bin gesund.
„Also...es ist Folgendes...“, kündigt sie an, während sie nun von meiner rechten Schulter bis hinunter zum rechten Fuß alles mal abtastet. „Diese Narbe zieht ihren Dickdarm nach unten. Das Narbengewebe hat innen sozusagen am Dickdarm angedockt. Sehen sie...ich kann den Dickdarm nach unten bewegen, nach oben aber nicht, da ist er fest. Das sollte er nicht sein.“ In der Tat, das ließ sich fühlen. „Die Narbe zieht ihre rechte Seite runter, deshalb auch die Rippe da oben.“ Kuck an, dachte ich! Doch das war noch nicht alles. „Ihr Becken...“ „Ja?“, fragte ich ängstlich. „Ihr Becken ist ...soundso...und hier...und deswegen...keine großen Schritte...alles schief...ihre Wirbelsäule...schief...Beckenboden sollte so, macht aber so...Halswirbel muss...die Meniskus-Sehne ist eingeklemmt...ihre Füße leicht verdreht, auf beiden Seiten...und das liegt alles an der Narbe.“ Unfassbar! Diese kleine Narbe hatte also dafür gesorgt, dass mein ganzes Chassi verzogen war. Und zwar von rechts oben bis links unten. „Kriegen wir alles hin!“, hörte ich noch – und dann ging's auch schon los. Knick! „Das war der Meniskus.“ Knupp! „Das war das Fußgelenk. Und jetzt renken wir mal das Becken wieder ein.“ Achwas! Ich legte die Beine über Kreuz, verschränkte die Hände hinter meinem Hals, dreht mich auf die Seite, wie sie's mir auftrug. Nun wollte sie mich nach eigener Aussage zunächst „zusammen falten“. Das tat sie. Ruckzuck war ich in der Mitte geknifft. Dann stieg sie mit einem Bein durch meine Armbeuge, nahm meine linke Schulter und schob sie unter mein rechtes Knie. Meinen rechten Fuß drückte sie unter ihr Kinn, meinen linken Ellenbogen an mein Steißbein und meinen Kopf klemmte sie unter das Fensterbrett. Dann zog sie eine kleine Trommel aus der Schublade, setzte sich einen Zylinder auf, hob mich an und ließ mich aus 2 Metern Höhe fallen. KRAXXKNOPP! machte es an meiner linken Beckenseite. Ich wollte schreien, wusste aber nicht warum. Also ließ ich's bleiben. Es tat ja auch nicht weh, man weiß gar nicht...das sind Gefühle, wo man schwer beschrieben kann. Es klang deutlich unangenehmer, als es tatsächlich war. Zur Feier des Tages warf sie mich noch mal genau so auf die andere Seite. Nur ohne trommeln. Nun war mein Becken grade. „Nun ist ihr Becken grade“, bestätigte die Ringer...äh, Heilerin. „Wie lange war ich denn schon so schief?“, flüstere ich leicht erschöpft. „Mhh...nunja...das wird so 2 Jahre nach der OP angefangen haben.“ WIE BITTE? Die hatte ich mit 7! Das heißt, ich bin seit ca. 30 Jahren krumm und bucklig und im Grunde ein verzogenes Kind? Unfassbar. Sie erzählte mir noch mal ausführlich, wie das alles zusammenhängt, ich lauschte wissbegierig. Nebenher brach sie mir mein Sprunggelenk. Dachte ich zuerst. In Wahrheit brachte sie es wieder in Originalstellung. Knopp! machte es ziemlich plötzlich.
Dann waren noch Rückenwirbel zu richten. Der eine wollte nicht im Sitzen, also rollte sie mich zusammen wie ein Strandhandtuch, legte mich über ihre Knie, holte mit der Handkante aus und Knack! war der Wirbel gezähmt. Im Gegensatz zu einem handelsüblichen Arztbesuch, hat man bei der Osteopathie das unmittelbare Ergebnis: hört man beim 0815-Hausarzt hauptsächlich die Kasse der Pharmaindustrie klingeln, son isses beim Osteopaten das eigene Gebälk, dass wohlig knirscht. Sozusagen. „Einmal auf den Bauch legen bitte. Jetzt kommen die Halswirbel.“ Ich legte mich also auf den Bauch, den Kopf seitwärts gedreht. Sie nahm meinen Schädel an Kinn und Stirn zwischen ihre Hände und begann ihn zu drehen: „Sehen sie...hier geht’s nicht mehr weiter...nach oben ist dann da Schluss...und links da“ und während sie das erzählt und meinen Kopf in Stellung bringt, da denke ich: Ich ahne ja, was sie vorhaben, gute Frau, aber das kann unmöglich KRAAACK! Schon war mein Kopf einmal um die eigene Achse gedreht. Mein Gesicht war kurz hinten, ich bin sicher. Nun folgte die andere Seite. Wieder justierte sie meinen Hasenschädel, als mir plötzlich folgender Gedanke ins Hirn schoss: Wenn die will, kann sie mich jetzt töten. Und vermutlich gälte das noch als Arbeitsunfall. Doch bevor ich dem Gedanken weiter nachhängen konnte, macht es erneut KRAAACK! Ich seh kurz nach, ob ich Flügel hatte. Hab' ich nicht, ich bin am Leben. Juhu! Nachdem nun das Gerüst einigermaßen geordnet war, fühlt sie mal alle Organe ab. Ums Herz herum spürt sie etwas Stress, meine Leber steht mir ganz famos, und meinen narbenfixierten Dickdarm drückt sie die kommenden 15 Minuten wieder an die rechte Stelle. Dann stellt sie sich noch hinter mich und stemmt ihre Hände auf meine Brust. Fest. Fester! Noch fester! Sie setzt sich auf mich. Sie ruft nach der Sprechstundenhilfe, die eine Waschmaschine in den Raum zerrt. Gemeinsam heben sie diese auf meine Brust. Sie nehmen einen Stuhl und stellen ihn auf die Maschine. Die Sprechstundenhilfe klettert auf den Stuhl, die Heilerin reicht ihr noch einen Blumenkübel von der Fensterbank und stellt auf Schleudern bei 1250 Umdrehungen. Als ich wieder zu mir komme sind meine Brustwirbel easy am Chillen. „So, fertig! Das sieht doch wieder blendend aus.“, frohlockt die Heilerin. Und auch ich bin fröhlich. Klar, wenn man mal so grundsätzlich genullt wird, das is schon was Feines. „Wann soll ich wiederkommen?“, frage ich vorfreudig. „Schau'n sie doch im Herbst mal wieder vorbei.“ Im Herbst erst?! Mist. Ich glaub, ich bin gesund.
Ich will auch die Mangel rillen
AntwortenLöschenund nachher so fröhlich chillen
also gibt mir die Adresse
oder es gibt was .... Reim Reim Reim
Ha, bei mir waren so sieben Rippen verdreht und der Magen, Galle und so. Die Becken-Action hatte ich auch. Geknackt hat es auch sehr laut - mein Schrei übertönte aber die lauten Knochen. Geile Power.
AntwortenLöschenle Chef
Und ick latsch tatsächlich nich mehr leicht übern Onkel. Was son gerichtetes Becken allet ausmacht.
AntwortenLöschen