Mittwoch, 13. Februar 2013

Mein Karnevalsrückblick 2013, Teil 1

Die Idee, in diesem Jahr ein Karnevalstagebuch zu führen, schob ich ungefähr so fix seibeite wie man „Kölle Alaaf“ sagen kann. Hat die Erfahrung mich doch gelehrt, dass es ziemlich schwierig ist etwas zu schreiben, wenn man die Hände voller Biergläser hat. Außerdem weiß man ja auch gar nicht, an welchem Tag man mal wieder daheim ist und ob überhaupt jemals. Nun, zumindest das hat geklappt. Deshalb nun hier mein Karnevalsrückblick 2013

Donnerstag, 7.Februar


Der Spaß begann pünktlich um 10 Uhr mit dem Eintreffen von Seekadett Christoph zu einem hastig eingeworfenen Frühstück. Um 10:30 stand nämlich schon der nächste Termin an: der Obermaat aus Düsseldorf sollte am Bahnhof in Empfang genommen werden. Ich selbst war wieder als Seepferdchen unterwegs. Das Kostüm konnte ich im letzten Jahr nur zu zwei Terminen tragen, einer davon geschäftlich, womit es noch nicht einmal richtig eingeritten war. Das sollte sich schleunigst ändern.

Zur Erinnerung: so seh ich aus, ein Kind gefangen im Körper eines Seepferdchens.


Zu dritt machten wir uns auf die Reise in die Südstadt, wo Leichtmatrose Äxl zu einem offiziellen Karnevalsbrunch geladen hatte. In der Stadt war natürlich schon längst die Hölle los, und so genossen wir Bahn fahrend die laute Ruhe vor dem scheppernden Sturm. Überraschenderweise waren wir uns um 10:49 noch alle sehr einig, dass es diesmal keinen Schnaps geben würde. Nein. Niemals. Auf keinen Fall würde es Schnaps geben, denn Schnaps, das wissen viele, ist ein schleichendes Gift. Und er wirkt auf lodernden Bierdurst wie Brandbeschleuniger. Nein, heute nicht. Um ca.11:36 fragte Christoph zum ersten Mal, ob wir denn nicht einen Schnaps trinken sollten. Ich warf ihm ein Hackbrötchen ins Gesicht und trank weiter Bier. Der Äxl-Brunch war kolossal ausgestattet und wartete neben feierbiestigen Gästen auch mit Speisen und Getränke verschiedenste Couleur auf. Binnen kürzester Zeit waren alle ausgesprochen fröhlich, die Musik dröhnte, der Balkon wackelte, das Küchenparkett wurde betanzt. So verging die Zeit wie im Fluge! Es muss irgendwas gegen 15 Uhr gewesen sein, als nun auch dem Letzten das Twistbein juckte. Also hinaus und mit Schwung in die hohen Wogen des Karnevals geworfen!



Mit der ersten Woge schlugen wir hart auf dem Chlodwigplatz auf, wo sich mit uns ungefähr 8.000 Menschen versammelt hatten. Oder so. Es lief ein prächtiger Zoch, es wurde getrommelt, getanzt und langsam frisch. Als sich allmählich die Frage durchsetzte, in welchen Laden wir denn nun alle gehen würden, waren von ursprünglich 15 Personen gerade noch 6 übrig. Dann ging noch einer Pipi, einer wollte was essen, der nächste verschwand unter einer Nonne – und zack! Obermaat, Seekadett und -pferdchen waren auf sich allein gestellt. Zum Glück konnten wir mit solchen Situationen schon immer gut umgehen. Lass die Südstadt Südstadt sein, sagten wir uns, wir ziehen ins Belgische Viertel! Und ab.



Plötzlich wurde es dunkel. Kann ja eigentlich gar nicht so gewesen sein, irgendwo fehlen mir so 2-3 Stündchen. Soooo lange dauert ne Bahnfahrt von der Südstadt zur Zülpe nun auch nicht. Hm, hm, hm. Also gut, dann war es eben nicht dunkel, als wir vor der Roonburg eintrafen, in welcher der Seekadett eine Rudel ihm persönlich bekannter feierwütige Damen vermutete, mit denen er per modernster Telekommunikation zuvor Kontakt gepflegt hatte. Zum Glück kamen wir aber gar nicht hinein. Also in die Roonburg. Denn wie jeder weiß, der schon mal in Köln gefeiert hat: da soll man gar nicht rein. Es sei denn, man ist nicht älter als 19 oder so betrunken, dass man sich wie mit 14 benimmt. Dies war nun bei keinem von uns der Fall. Wieder entschieden wir kurzerhand um und richtig: wir gingen in die Kölschbar. Und ab jetzt wird’s schwierig. Denn so richtig doll erinnern tu ich mich gar nicht mehr. Doch! Jetzt wieder! Also Kölschbar. Voll wie die Sau, also der Laden, wir noch nicht. Mehrfach musste ich mich dort als „gelber Elefant“ ansprechen lassen. Ein GELBER Elefant! Menschen! Lieber glauben sie an etwas komplett Absurdes, anstatt der Realität in die kugeligen Augen zu blicken. Wir tranken, tanzten und tranken. Währenddessen schallten aus dem Herrenklo Sprechchöre „Lasst den Tiger kacken!“. Manchmal möchte man gar nicht alles wissen.

Nach einiger Zeit, in der mein Handy traditionell den Dienst versagt hatte, trafen mein Hoppsterhasi und Daniel, der alte Rocker ein. Und dann ging das weiter.

Icke, Obermaat, Seekadett und der Metaller in der Kölschbar. Hasi hinter der Kamera. (Irgendwas is da mit meinem Daumen. Und mit meinem Blick. Muss irgendwas in die Augen bekommen haben. Achja, ungefähr 18 Kölsch. So Pi mal Daumen.)
Zwischendurch gab's ne Pizza um die Ecke inkl. heftiger Diskussion um den Sinn des Lebens, den ich zu diesem Augenblick in einem mit Schafskäse und Rucola belegten Teigfladen zu finden glaubte, während andere was von Freiheit und Liebe faselten. Tsssss...Und dann ging das schon wieder weiter! Natürlich auch mit Schnaps, war ja klar. Man ist so doof. Gott, ist man doof. 

Da ist das Hasi! Vor Freude werde ich ohnmächtig.



It must be love, love, love!

Als jede Ecke der Kölschbar gründlichst abgefeiert war, zog es uns ums Eck in den Pegel. Dort war es auch so schön! Mein Gott, ist das alles immer schön. Kölsche Lieder, Wunderkerzen und eine vollbesetzte Kneipe im emotionalen Taumel. Hach! Seltsamerweise hatten wir auch danach noch immer Durst. Wie spät das war? Man weiß das nicht. Jedenfalls zu früh, um heimzugehen. Oder zu spät. Das heißt, der Obermaat aus Düsseldorf musste nun den Heimathafen ansteuern, da am nächsten Tag Arbeit anstand. 

Der Düsseldorfer Obermaat stürzt sich auf die Ohren meines Hoppsters.
Wir verabschiedeten ihn mit lautem Hallali und zogen weiter ins Stammlokal: Gottes Grüne Wiese. Die können nämlich nicht nur Fußball.


Manchmal frag ich mich, ob ständiger und anhaltender Durst eher Segen oder Fluch ist. Zumindest ist Karneval ein Segen für den ewig Durstigen. Und so gab das auch in der Wiese noch ein paar Kölsch zu feiner Musik. Seekadett Christoph betonte im Abstand von 10 Minuten, dass er nun doch bald nach Hause wolle, wir ließen ihn aber nicht. Ich verfiel auf eine alte List: Maracujasaftschorle! Maracujasaftschorle fließt direkt aus einer Quelle im Paradies, ich bin sicher. Ein Glas davon nach stundenlangem Dauerbeschuss und man springt „Attacke! Bier!“ rufend aus dem Schützengraben. Für gewöhnlich. Diesmal war es mehr der friedvolle Abschluss einen wunderbaren Tages. So gegen 1 Uhr und nach knapp 14 Stunden aufm Bock lag ich im Bett. Oder war's 2? Wurst, Zeit wurde es, denn der nächste Termin stand ja schon: Freitag, 19 Uhr, Kölschtreff am Hauptbahnhof. Oha.

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