Die Idee, in diesem Jahr ein
Karnevalstagebuch zu führen, schob ich ungefähr so fix seibeite wie
man „Kölle Alaaf“ sagen kann. Hat die Erfahrung mich doch
gelehrt, dass es ziemlich schwierig ist etwas zu schreiben, wenn man
die Hände voller Biergläser hat. Außerdem weiß man ja auch gar
nicht, an welchem Tag man mal wieder daheim ist und ob überhaupt
jemals. Nun, zumindest das hat geklappt. Deshalb nun hier mein
Karnevalsrückblick 2013
Donnerstag, 7.Februar
Der Spaß begann pünktlich um 10 Uhr mit dem Eintreffen von Seekadett Christoph zu einem hastig eingeworfenen Frühstück. Um 10:30 stand nämlich schon der nächste Termin an: der Obermaat aus Düsseldorf sollte am Bahnhof in Empfang genommen werden. Ich selbst war wieder als Seepferdchen unterwegs. Das Kostüm konnte ich im letzten Jahr nur zu zwei Terminen tragen, einer davon geschäftlich, womit es noch nicht einmal richtig eingeritten war. Das sollte sich schleunigst ändern.
Zur Erinnerung: so seh ich aus, ein Kind gefangen im Körper eines Seepferdchens. |
Zu dritt machten wir uns auf die Reise
in die Südstadt, wo Leichtmatrose Äxl zu einem offiziellen
Karnevalsbrunch geladen hatte. In der Stadt war natürlich schon
längst die Hölle los, und so genossen wir Bahn fahrend die laute
Ruhe vor dem scheppernden Sturm. Überraschenderweise waren wir uns
um 10:49 noch alle sehr einig, dass es diesmal keinen Schnaps geben
würde. Nein. Niemals. Auf keinen Fall würde es Schnaps geben, denn
Schnaps, das wissen viele, ist ein schleichendes Gift. Und er wirkt auf
lodernden Bierdurst wie Brandbeschleuniger. Nein, heute nicht. Um
ca.11:36 fragte Christoph zum ersten Mal, ob wir denn nicht einen
Schnaps trinken sollten. Ich warf ihm ein Hackbrötchen ins Gesicht
und trank weiter Bier. Der Äxl-Brunch war kolossal ausgestattet und
wartete neben feierbiestigen Gästen auch mit Speisen und Getränke
verschiedenste Couleur auf. Binnen kürzester Zeit waren alle
ausgesprochen fröhlich, die Musik dröhnte, der Balkon wackelte, das
Küchenparkett wurde betanzt. So verging die Zeit wie im Fluge! Es
muss irgendwas gegen 15 Uhr gewesen sein, als nun auch dem Letzten
das Twistbein juckte. Also hinaus und mit Schwung in die hohen Wogen
des Karnevals geworfen!
Mit der ersten Woge schlugen wir hart
auf dem Chlodwigplatz auf, wo sich mit uns ungefähr 8.000 Menschen
versammelt hatten. Oder so. Es lief ein prächtiger Zoch, es wurde
getrommelt, getanzt und langsam frisch. Als sich allmählich die
Frage durchsetzte, in welchen Laden wir denn nun alle gehen würden,
waren von ursprünglich 15 Personen gerade noch 6 übrig. Dann ging
noch einer Pipi, einer wollte was essen, der nächste
verschwand unter einer Nonne – und zack! Obermaat, Seekadett und -pferdchen waren auf sich allein gestellt. Zum Glück konnten wir
mit solchen Situationen schon immer gut umgehen. Lass die Südstadt
Südstadt sein, sagten wir uns, wir ziehen ins Belgische Viertel! Und
ab.
Plötzlich wurde es dunkel. Kann ja
eigentlich gar nicht so gewesen sein, irgendwo fehlen mir so 2-3
Stündchen. Soooo lange dauert ne Bahnfahrt von der Südstadt zur
Zülpe nun auch nicht. Hm, hm, hm. Also gut, dann war es eben nicht
dunkel, als wir vor der Roonburg eintrafen, in welcher der Seekadett
eine Rudel ihm persönlich bekannter feierwütige Damen vermutete,
mit denen er per modernster Telekommunikation zuvor Kontakt gepflegt
hatte. Zum Glück kamen wir aber gar nicht hinein. Also in
die Roonburg. Denn wie jeder weiß, der schon mal in Köln gefeiert
hat: da soll man gar nicht rein. Es sei denn, man ist nicht älter
als 19 oder so betrunken, dass man sich wie mit 14 benimmt. Dies war
nun bei keinem von uns der Fall. Wieder entschieden wir kurzerhand um
und richtig: wir gingen in die Kölschbar. Und ab jetzt wird’s
schwierig. Denn so richtig doll erinnern tu ich mich gar nicht mehr.
Doch! Jetzt wieder! Also Kölschbar. Voll wie die Sau, also der
Laden, wir noch nicht. Mehrfach musste ich mich dort als „gelber
Elefant“ ansprechen lassen. Ein GELBER Elefant! Menschen! Lieber glauben sie an etwas komplett Absurdes, anstatt der Realität in
die kugeligen Augen zu blicken. Wir tranken, tanzten und tranken.
Währenddessen schallten aus dem Herrenklo Sprechchöre „Lasst den
Tiger kacken!“. Manchmal möchte man gar nicht alles wissen.
Nach einiger Zeit, in der mein Handy traditionell den Dienst versagt hatte, trafen mein Hoppsterhasi und Daniel, der alte Rocker ein. Und dann ging das weiter.
Nach einiger Zeit, in der mein Handy traditionell den Dienst versagt hatte, trafen mein Hoppsterhasi und Daniel, der alte Rocker ein. Und dann ging das weiter.
Zwischendurch
gab's ne Pizza um die Ecke inkl. heftiger Diskussion um den Sinn des
Lebens, den ich zu diesem Augenblick in einem mit Schafskäse und
Rucola belegten Teigfladen zu finden glaubte, während andere was von
Freiheit und Liebe faselten. Tsssss...Und dann ging das schon wieder
weiter! Natürlich auch mit Schnaps, war ja klar. Man ist so doof.
Gott, ist man doof.
![]() |
Da ist das Hasi! Vor Freude werde ich ohnmächtig. |
![]() |
It must be love, love, love! |
Als jede Ecke der Kölschbar gründlichst
abgefeiert war, zog es uns ums Eck in den Pegel. Dort war es auch so
schön! Mein Gott, ist das alles immer schön. Kölsche Lieder,
Wunderkerzen und eine vollbesetzte Kneipe im emotionalen Taumel.
Hach! Seltsamerweise hatten wir auch danach noch immer Durst. Wie
spät das war? Man weiß das nicht. Jedenfalls zu früh, um
heimzugehen. Oder zu spät. Das heißt, der Obermaat aus Düsseldorf
musste nun den Heimathafen ansteuern, da am nächsten Tag Arbeit
anstand.
![]() |
Der Düsseldorfer Obermaat stürzt sich auf die Ohren meines Hoppsters. |
Wir verabschiedeten ihn mit lautem Hallali und zogen weiter
ins Stammlokal: Gottes Grüne Wiese. Die können nämlich nicht nur
Fußball.
Manchmal frag ich mich, ob ständiger und anhaltender Durst eher Segen oder Fluch ist. Zumindest ist Karneval ein Segen für den ewig Durstigen. Und so gab das auch in der Wiese noch ein paar Kölsch zu feiner Musik. Seekadett Christoph betonte im Abstand von 10 Minuten, dass er nun doch bald nach Hause wolle, wir ließen ihn aber nicht. Ich verfiel auf eine alte List: Maracujasaftschorle! Maracujasaftschorle fließt direkt aus einer Quelle im Paradies, ich bin sicher. Ein Glas davon nach stundenlangem Dauerbeschuss und man springt „Attacke! Bier!“ rufend aus dem Schützengraben. Für gewöhnlich. Diesmal war es mehr der friedvolle Abschluss einen wunderbaren Tages. So gegen 1 Uhr und nach knapp 14 Stunden aufm Bock lag ich im Bett. Oder war's 2? Wurst, Zeit wurde es, denn der nächste Termin stand ja schon: Freitag, 19 Uhr, Kölschtreff am Hauptbahnhof. Oha.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen