Donnerstag, 20. November 2014

Große Erwartungen


Nach fast einem Jahr Blog-Abstinenz gelingt es ausgerechnet einem Kinderbuch, meinen Beißreflex zu wecken. Es is ja so: In der heutigen Zeit ist nur noch selten das drin is, was drauf steht. Irgendwann im Leben kommt man an den Punkt, an dem man erkennt, dass man grundsätzlich überall verarscht wird. Wie früh dieses System allerdings greift, führte mir jüngst ein Besuch beim Zahnarzt vor Augen. Da ich mich aus Verarschungsmüdigkeit und Prinzip von einschlägigen Bumskopfblättern wie spiegelfocusstern fern halte, griff ich zur Überbrückung der Wartezeit zu einem Kinderbuch, nämlich diesem:




Tilly Teddy hat Zahnweh. Das ist natürlich nicht schön. Man fühlt mit, sorgt sich und hofft, dass Tilly möglichst bald wieder schmerzfrei sein möge. Und man ist gespannt, wie das wohl gelingt. Neugierig wirft man einen Blick auf den Rücktitel:




Aha. Tilly Teddy geht also zum Zahnarzt und erfährt dort, warum es denn so wichtig ist, sich die Zähne zu putzen. Das ist aber schön! Es ist ja auch wichtig, dass Kinder, äh...Teddys das möglichst zeitig erfahren und verstehen. Erspart ihnen viel Ärger. 

Voller Spannung beginne ich gemeinsam mit Tilly die Reise durchs Buch. Sie beginnt wie erwartet, Tilly hat halt Zahnweh und geht zu nem verdammten Arzt. Dieser wird unserer Tilly nun sicherlich mindestens einen Rat fürs Leben geben, ihr etwas über Zahnstein und Karies erzählen, über Putztechniken, Schwingkopf, Prophylaxe und Pipapo. Auf dass Tillyhase als dental aufgeklärtes Bärchen weiterlebt. Und bitte:




 Ja...so weit okay. Jetzt bekommt Mausebärchen sicher einen informativen wie nützlichen Einlauf zum Thema "Tägliche Zahnpflege".




...und das war's.  Echt jetz. "Putzt du?" - "Nein." - "Tschüss."
Unfassbar. Kommt nur noch eine Seite, aber da ist Tilly schon längst wieder daheim und malt irgendein blödes Bild, auf dem ein Bär Zähne putzt. DAS IST ALLES!

Da wird einem viel versprochen, und was kommt am Ende raus? NÜSCHTS! Wäre ich nicht 40 und mit Enttäuschungen vertraut, sondern 4 und voller Hoffnung, ich hätte an dieser Stelle das Wartezimmer zusammengeschrien. So aber weinte ich leise in mich hinein und ließ mir 2 Frontzähne ziehen, um endlich mal wieder was zu spüren. 

Und Ende.




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